Schloss Plüschow wurde im Jahre 1763 vom Hamburger Kaufmann Phillip Heinrich von Stengelin als Sommersitz erbaut und dient heute als Künstlerresidenz des Landes Mecklenburg.
Hier entstanden zwei ortsspezifische Arbeiten: Im Eingangsbereich empfängt mich der ursprüngliche Plattenboden aus Gotländer Fliessen. Im Gegenlicht glänzt er fast schwarz, all die vielen Füsse haben ihn im Laufe der Jahrhunderte blank und rund geschliffen, ab und an ist eine Platte gebrochen, abgesackt, in manchen sind Fossilien zu erkennen. Die Gotländer spielten beim Aufbau der Hanse und dem damit verbundenem wirtschaftlichen Aufschwung von Mecklenburg eine erhebliche Rolle. Die Fliessen kamen als «Balast» auf den Handelsschiffen aufs Festland. An jedem Tag der ersten Wochen formte ich ein Stück Boden ab. Aus den dunklen Vertiefungen wurden auf heller Bütte erhabene, stuckähnliche Strukturen, Antworten auf die vegetativen Muster der Gipsdecke – BOTTOM UP
Hell und hoch empfangen mich im ersten Stock die Gemächer der Tochter des ehemaligen Hausherrn. Die von Holzwürmern zerfressenen langen Riemen zeichnen ein sehr bestimmtes Muster im fast leeren Raum. In der rechten oberen Ecke auf 4 Meter Höhe gibt eine Aussparung im Verputz den Blick frei auf die ursprüngliche Bemalung der Wand. Die blasse, blaugrün grundierte Fläche erinnert vage an eine arkadische Landschaft. Mit dem Spachtel schabe ich die Bodenoberfläche auf Papier: Mit Wachs bearbeitete Tapetenrollen werden mit Schuhcreme zum Träger für die Grattage. Spachtelspur und Untergrund lassen Abzüge entstehen, in denen sich Bildliches erst im Kopf des Betrachters formt. Die Unschärfe gepaart mit der flauen, monochromen Farbigkeit lässt an frühe Fotografien denken und schafft gleichzeitig den Bezug zur rechten oberen Ecke. Im Sandwich zwischen Boden und Decke schreiben die drei Bilder den Raum nach. – NICHT GANZ MITTIG
BOTTOM UP | Prägedruck auf Büttenpapier, 226x286cm 17-teilig, NICHT GANZ MITTIG | Schuhcreme auf Wachspapier, 3 mal je 70x45cm
